Sprichworte rund ums Brot
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Einleitung
Deutschland ist das Land des Brotes. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Brotsorten wie hierzulande. Es ist demnach naheliegend, dass der Deutsche mehrheitlich zu einem Brotesser geworden ist. Im Laufe der Zeit sind diesbezüglich viele Sprichwörter und Redewendungen entstanden, die noch heute ihre Anwendung finden.
Sprichwort: "Eine brotlose Kunst"
Bedeutung: Etwas bringt nichts ein, mit etwas lässt sich kein Geld verdienen
Erklärung: Umgangssprachlich; Dieser Ausdruck ist eng mit der verbreiteten Vorstellung vom Künstler verknüpft, der mit seinem Schaffen zu keinem Wohlstand kommt, sich aber dafür frei und ungebunden seiner Kreativität hingeben kann und durch das Weiterleben seiner Werke unsterblich wird. Das Motiv des mittellosen Künstlers ist seit Jahrhunderten beliebt und bezieht seine Anziehungskraft aus dem Spannungsfeld von schöpferischer Selbstverwirklichung und der oft als mühselig empfundenen Notwendigkeit zum Broterwerb. Zwar wurde das Sprichwort eher auf geistige Tätigkeitsfelder wie Astrologie, Poesie oder Musik bezogen, jedoch findet es heutzutage in jeder Art der Berufung und Tätigkeit Anwendung, bei der ein profitabler Verdienst ausbleibt.
Herkunft: Die Bedeutung findet sich schon im alten Sprichwort „Kunst geht nach Brot“ (der Künstler muss seinen Unterhalt zu erwerben suchen, muss betteln gehen) wieder und wurde bereits im 16. Jahrhundert (u.a. bei Martin Luther) belegt, reicht aber wohl bis ins Mittelalter zurück.
Sprichwort: "Kleine Brötchen backen"
Bedeutung: Sich zurücknehmen, sich einschränken; nach anfänglicher Prahlerei kleinlaut werden; bescheiden werden; eine Sache mit geringer Intensität betreiben
Erklärung: Umgangssprachlich; So wie Brot das Symbol für Lohn, Arbeit und Leben ist, ist das kleinere Brötchen ein Zeichen für wenig Erfolg geworden (Analogiebildung).
Herkunft: Die Redewendung ist Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.
Sprichwort: "Wer nie sein Brot im Bette aß, weiß nicht wie Krümel piken"
Bedeutung: Man muss etwas erfahren, um zu wissen, was es bedeutet
Herkunft: Scherzhafte Abwandlung einer Passage aus dem Lied des Harfners in Goethes Roman ‚Wilhelm Meister‘:
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte“
Sprichwort: "Bei Wasser und Brot sitzen"
Bedeutung: Im Gefängnis sitzen
Herkunft: In der Bibel heißt es: „Aber dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen, so wird er dein Brot und dein Wasser segnen, und ich will alle Krankheit von dir wenden.“ (2. Buch Mose 23,25 LUT) Von hier wurde die schon seit dem Mittelalter benutzte Redewendung aus der Verbindung der beiden einfachen Lebensmittel Wasser und Brot übernommen.
Sprichwort: "Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing"
Bedeutung: Herrscher und deren Heldentaten preisen – gegen Geld
Herkunft: Wenn man sich in eine Zeit zurückversetzt, in der es Minnesänger gab, die selten eine feste Anstellung hatten und von Hof zu Hof ziehen mussten, dann kann man sich vorstellen, dass dort Lieder gesungen wurden, die einen Herrscher, einen Grafen, einen Fürsten priesen und Geschichten von seinen Heldentaten erzählten.
Der Sänger musste den Ruhm dieses Adligen in seinen Liedern verewigen und dafür bekam er dann etwas Geld, eine Unterkunft, vielleicht auch eine Ehrengabe. Das hat sich im Laufe der Jahre übertragen, sodass man sagte: „Wessen Brot ich esse, dessen Lieder werde ich singen.“
Weitere Beispiele
- Trocken Brot macht Wangen rot.
- In der größten Not schmeckt die Wurscht auch ohne Brot.
- Altes Brot ist nicht hart, kein Brot ist hart.
- Jemandem die Butter vom Brot nehmen
- Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
- Wenn jemand selbstbewusst ist, heißt es: Er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen.
- Läuft ein Artikel im Verkauf gut, heißt es: Es läuft wie geschnitten Brot.
- Wenn jemand Arbeit hat, heißt es: Er steht in Lohn und Brot.